Damit an Krebs erkrankte Kinder auch während ihrer Therapie und zwischen den Behandlungen weiter am Schulunterricht teilnehmen können, haben wir im Sommer 2022 mit Unterstützung der Techniker Krankenkasse unseren ersten Schul Avatar angeschafft. Der Zweite kam im Februar 2023 zum Einsatz. Da es eine große Nachfrage zu diesem tollen Projekt gibt, haben wir uns für die Finanzierung eines dritten Avatars entschieden. Der Avatar ist ein kleiner Roboter-etwa 30 cm groß-, der stellvertretend für das Kind an dessen Platz in der Klasse sitzt. Das Kind kann den Avatar zum Beispiel aus dem Klinikbett oder vom heimischen Sofa aus steuern und darüber mit seinen Klassenkameraden sprechen. Er bewegt den Kopf, dreht sich im Kreis und kann nachdenklich, freundlich oder traurig schauen und sich bei Bedarf zu Wort melden. Er überträgt Bild und Ton aus der Klasse an das Tablet oder Smartphone des erkrankten Kindes. Dieses kann nun per App den Avatar steuern, so dass sich der Roboter meldet, oder Fragen stellen kann. Mitgenommen in die Hofpause, kann sich der kranke Schüler sogar mit seinen Freunden auch zu anderen Themen austauschen.
Seit ein paar Monaten ist der Avatar nun bereits im Einsatz und hat seinen festen Platz in einer Schulklasse von Paul (Namen geändert) erhalten. An dieser Stelle möchten wir die Mutti von Paul gern zu Wort kommen lassen:
„Mitte Juni war die 1. Stunde. Es war aufregend, nach einem Jahr die Mitschüler wieder zu sehen und nicht zu wissen, wie mein Kind darauf reagiert. Aber es war so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er hat gerechnet, sich gemeldet, als wäre er selbst im Unterricht. Natürlich gab es auch Tage, da ging es nicht so gut. Ich denke aber, dass es ok ist. Wir haben ja auch nicht jeden Tag Lust und Kraft, manche Dinge zu machen. Es machte Freude zu sehen, wie die Kinder sich freuten, wenn wir am Unterricht teilnehmen konnten und dass dieser kleine Roboter so selbstverständlich in der Klasse war. Partnerarbeiten waren somit kein Problem. Weiterhin konnten wir in der Zeit auch seinen 8. Geburtstag feiern. Es war für uns zu Hause sehr emotional.
Als Mama wünsche ich mir sehr, dass mehr Kinder die Möglichkeit haben, mit dieser Technik am Unterricht und Leben teilzunehmen, denn die Krankheit fordert bereits einiges von den Kindern ab. Es ist nicht nur lernen, es ist auch für das soziale Umfeld toll. Die Kinder, egal ob 1. Klasse oder 13. Klasse, können mit ihren Freunden zusammen sein. Sie können gemeinsam lernen, Ausflüge machen oder Nachmittage und Geburtstage miteinander verbringen. Sie werden nicht komplett aus ihrem Alltag entrissen.“
Wir freuen uns, dass der Schul Avatar ein wenig Normalität in den Alltag der erkrankten Kinder zurückbringt, die Kinder im Klassenverband bleiben und ihre sozialen Kontakte halten können, im bestem Fall die Klasse nicht wiederholen müssen.