Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Weihnachtsfest mit der Gelegenheit, die Feiertage zum gemütlichen Beisammensein im kleinen Kreis zu nutzen, ein wenig zur Ruhe zu kommen und die Energiereserven wieder aufzufüllen.
Im Namen des Teams und des Vorstandes wünsche ich Ihnen alles Gute für ein glückliches und buntes neues Jahr, vor allem Gesundheit, Zuversicht und Lebensfreude.
Die letzten Wochen des vergangenen Jahres waren wieder sehr lebhaft bei uns und so waren wir gefordert, trotz aller Einschränkungen das Beste aus diesen turbulenten und von Fremdbestimmung geprägten Zeiten zu machen. Aber ich denke, dies ist uns sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich sehr gut gelungen.
Stationäre Begleitung
Die hohen Inzidenzen der letzten Wochen waren für uns alle extrem belastend und bestimmen den Alltag unserer Patienten und deren Familien auf unvorstellbare Weise. Denn wenn das Immunsystem durch die Intensivtherapie bei einer Krebserkrankung quasi lahmgelegt ist, kann jeder Keim schnell zur Bedrohung werden und mit Corona gibt es eben noch eine zusätzliche starke Gefährdung, die nachvollziehbare Ängste schürt und jede Familie für sich zur Isolation zwingt. So werden von den stationären Familien nur Angebote direkt auf Station angenommen, um sich bestmöglich zu schützen. Gleichzeitig sind gerade diese Angebote natürlich sehr willkommen, denn tagein, tagaus im Krankenhaus zu verharren, ohne Kontakt zu Geschwistern, dem anderen Elternteil, Großeltern und Freunden und nur eingeschränkten Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, bringt unweigerlich irgendwann den „Budenkoller“. Hinzu kommen die belastenden Untersuchungen und all die Nebenwirkungen der Medikamente, die die Geduld und Nerven von Kindern und Eltern auf die Probe stellen. Und so waren meine Kolleginnen noch mehr als sonst auf Station unterwegs, um beim Stationsrundgang oder bei Einzelbesuchen die Kinder vom Stationsalltag abzulenken, ihnen Freude zu bringen und Eltern Zeit zu schenken, Zeit zum Zuhören, Zeit zum Last abwerfen, Zeit um Freude zu teilen, Zeit um Sorgen aussprechen zu dürfen.
Da ja Angebote außer Haus gerade nicht gehen, haben wir unseren traditionellen Kindernachmittag „Pfefferkuchenhaus basteln“ direkt auf Station verlegt. Drei Kolleginnen waren – natürlich unter Einhaltung aller Hygienevorschriften – von Zimmer zu Zimmer unterwegs, um mit den Kindern und Jugendlichen Pfefferkuchenhäuser mit süßem Schneekleber zusammenbauen und mit essbaren bunten Perlen, Sternen und Gummibären bunt zu dekorieren. Und selbst die jugendlichen Patienten ließen uns freudig in ihre Zimmer, so dass neben der Bastelei schöne Gespräche entstanden und die Zeit im Flug verging. Es war schön zu erleben, wie unsere Kinder sich über die vorweihnachtliche Überraschung freuten, voller Begeisterung dabei waren und die Stunden der Abwechslung genießen konnten.
Am Nikolaustag waren alle vor den Krankenzimmern platzierten Schuhpaare gut gefüllt, darin neben Süßigkeiten auch eineProjektionskerze, die in den Abendstunden dann bunte Schneemänner oder Tannenbäume an die Decke der Krankenzimmer zauberte – wenn schon keine echten Kerzen brennen können.
Und wie bereits im Vorjahr hat auch anlässlich der diesjährigen Stationsweihnachtsfeier derWeihnachtsmann von außen an die Stationsfenster im dritten Stock geklopft und um Einlass gebeten. Dazu hatte wieder die Dachdeckerfirma Geisenhainer einen Kran vor der Klinik aufgestellt, so dass der Weihnachts-mann in der Gondel schwebend ein erstes kleines „Schwätzchen“ mit den Patienten halten, bevor er dank eines negativen PCR Tests und begleitet von unserem Engelchen Marie die Kinder auf Station liebevoll bescheren konnte. Sie können sich sicher vorstellen, welch wunderbar gelungene Überraschung dies für die Kinder war, die zudem vom Klinikvordach aus durch ein Blasquartett mit Weihnachtsliedern stimmungsvoll umrahmt wurde.
Ambulante Begleitung
Zusätzlich zur Angst vor einem Rückfall spielt derzeit auch die Angst vor einer Corona-Ansteckung vor allem bei den Familien eine große Rolle, die die stationäre Therapie vor nicht allzu langer Zeit abgeschlossen haben – bei denen das Immunsystem des Kindes noch immer geschwächt ist. So haben meine Kolleginnen des ambulanten Bereichs täglich vor allem im Ambulanzraum viele Gespräche zu diesem Thema geführt – auch wenn hier jede Familie ihren eigenen Weg finden muss. Aber schon das Zuhören und der Austausch zu den Erfahrungen anderer Familien kann dabei unterstützen, diesen Weg zu finden.
Die Erinnerung an und die Trauer um ein Kind begleitet die Familien ein Leben lang. Und so hatten wir Anfang November wieder zum zweimal jährlich stattfindenden Wochenend-Treffen verwaister Eltern eingeladen, welches glücklicherweise auch stattfinden konnte. Im Kreativkreis entstanden unter Anleitung einer Floristin ganz individuelle Gestecke für die Gräber der verstorbenen Kinder. Im Gesprächskreis wurde auf gemeinsame Urlaube zurückgeblickt und alle hatten die Möglichkeit sich darüber auszutauschen, was die Kinder besonders geliebt haben, konnten gemeinsame Urlaubserinnerungen und besonders schöne Erlebnisse teilen. In der offenen Kaffeerunde gab es für die Eltern bei Kaffee und Kuchen die Möglichkeit all die Themen anzusprechen, die ihnen auf dem Herzen lagen. Besonders die intensiven Gesprächsrunden sind von der Erkenntnis geprägt, dass es nicht immer Worte braucht, um sich auszudrücken. Häufig reicht ein Blickkontakt oder auch eine kleine Geste, um verstanden zu werden – was diesen Austausch unter Gleichbetroffenen so wertvoll macht! Für die Geschwisterkinder hatten wir einen eigenen Gesprächs- und Kreativkreis organisiert und anschließend den Tag beim Bowling und Bogenschießen ausklingen lassen.
Wir wissen um die besondere Schwere der Weihnachtsfeiertage für unsere verwaisten Familien. Und daher ist es uns seit vielen Jahren wichtig, allen verwaisten Familien, zu denen – manchmal schon Jahrzehnte – ein vertrauensvoller Kontakt besteht, Weihnachtsgrüße zuzusenden. Und so sind auch in diesem Jahr unmittelbar vor dem Heiligen Abend ca. 80 liebevoll geschriebene Briefe auf die Reise gegangen, mit der Botschaft: „Wir denken an Euch und haben Euer Kind nicht vergessen…“.
Öffentlichkeitsarbeit / Spendenaktionen
Wie Sie sicherlich erahnen können, ist die Advents- und Weihnachtszeit die Zeit des Jahres, in der ca. 80 % unserer Spenden eingehen. Und so war ich schon etwas sorgenvoll, dass diese Spendenzeit in diesem Jahr doch recht zögerlich begann – was ja auch dem allgemeinen Gesellschaftsgefühl entsprach. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass vor allem in den letzten drei Wochen ein Wandel eintrat und wir, wie auch in den Vorjahren, mit Spenden reich beschenkt wurden, so dass damit die finanzielle Grundlage für unsere Vereinsarbeit in den kommenden Monaten geschaffen wurde. Vielen Dank dafür an Sie: unsere Spender, Partner und Freunde des Vereins!!!
Auch wenn ich an dieser Stelle wieder nur auszugsweise von Spendenaktionen berichten kann, so möchte ich dies gern tun. Besonders bedanken möchte ich mit bei den Initiatoren von traditionellen Spendensammlungen, die mit Kreativität andere Wege gefunden haben, um Spenden für uns zu sammeln und dies wirklich sehr erfolgreich. Beispielhaft nennen möchte ich hier Familie Häber aus Zeulenroda, Herrn Rost aus Bad Sulza, die Grundschule und den Weinbauverein aus Bad Sulza, die Mitarbeiter der JENOPTIK Light & optics sowie die Firma Elektro Schöppe aus Kraftsdorf. Andere Spendenaktionen konnten wie geplant durchgeführt werden, so z.B. beim Jubiläum der Kinder- und Jugendboutique in Apolda, bei der R. J. GmbH Sanitär-Heizung-Fliesen oder dem Friseursalon Tophair in Jena und beim Friseur am Markt in Weida sowie bei der Blutspendeaktion der Stipendiaten der KAS. Fehlende bzw. nicht mögliche Kundenbesuche bei den Geschäftspartnern machten es möglich, dass das dafür geplante Budget von den Unternehmen verwendet wurden, um uns zu beschenken. Eine wunderbare Idee mit einem großen nachhaltigen Nutzen für unsere Familien, für die ich mich z.B. bei der Firma KRONOS ecochem und bei GODYO aus Jena stellvertretend bedanken möchte. Bedanken möchte ich mich aber auch bei den vielen Unternehmen und Vereinen, die über die Jahre zu unseren Wegbegleitern geworden sind – ohne deren Unterstützung unsere auf Spenden basierende Vereinsarbeit nicht nachhaltig funktionieren würde. Dazu gehört z.B. die Firma Streicher GmbH aus Jena, die IBZ Neubauer GmbH aus Zeulenroda, die ORAFOL Fresnel optics GmbH aus Apolda, das Ingenieurbüro Herrmann aus Jena, die Firma Gärten von Panknin GmbH aus Apolda und ganz viele weitere Firmen, die uns auch in dieser „corona-gebeutelten“ schweren Zeit nicht vergessen haben!
Zu unseren Wegbegleitern gehören überdies auch ganz viele Familien und private Einzelspender. Viele von ihnen haben wir bei vergangenen Vereinsveranstaltungen persönlich begrüßen dürfen oder zu Spendenübergaben persönlich kennengelernt, andere haben uns durch ihre eigene Betroffenheit in unserem Wirken erlebt. Was auch immer Ihre Geschichten oder Ihre Gründe zur Unterstützung unserer Vereinsarbeit sind, wir danken Ihnen, dass Sie uns „gefunden“ haben und zu unserer großen Vereinsfamilie nun schon seit vielen Jahren dazu gehören oder sich uns in diesem Jahr angeschlossen haben. Sie sind der Treibstoff unserer Vereinsarbeit – ohne Sie würde es diese Form der Begleitung auf der Jenaer Kinderkrebsstation nicht geben. Dafür bedanke ich mich auch im Namen unserer Familien von ganzem Herzen!
Und was wäre unser Verein ohne die Hilfe unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter und Zeitspender? – Nur durch ihre Unterstützung konnten wir auch im vergangenen Jahr die ausgefallensten Ideen in die Tat umsetzen, intensive Begegnungen ermöglichen, Kraft und Hoffnung spenden. Es sind viele hundert Stunden, die sie in ihrer Freizeit für uns und unsere Familien investieren. Ihr Engagement ist dabei so vielfältig, wie die Arbeit in unserer Elterninitiative. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter sind im Vorstand tätig, aber unter anderem auch im Bereich der IT und der Hauswirtschaft – die Möglichkeiten, sich bei uns zu engagieren sind sehr vielfältig. Wir sind sehr dankbar, so tolle Ehrenamtler und Zeitspender an unserer Seite zu haben.
Nach so viel Rückblick möchte ich an dieser Stelle gern auch einen kleinen Ausblick wagen. Wir werden uns für eine Förderung als ambulante Krebsberatungsstelle bewerben – vor ca. einem Jahr wurde diese Möglichkeit von der GKV geschaffen – und hoffen natürlich, dass wir einen positiven Bescheid erhalten. Drücken Sie uns die Daumen!
Bereits jetzt werden die großen Vereinsveranstaltungen für unsere Familien für das neue Jahr sowohl terminlich als auch inhaltlich geplant. Wir hatten letztes Jahr das große Glück, dass diese auch unter den besonderen Bedingungen stattfinden konnten, warum also soll uns dies mit den beiden Treffen für verwaiste Familien, dem Familientreffen, dem Jugendtreffen und dem Geschwistercamp nicht wieder gelingen?!
Und allen Jubiläumsfeierversuchen zum Trotz wollen wir mit einem Tag der offenen Tür unser Haus EKKStein wieder für Interessierte öffnen und nicht nur mit Worten und Bildern sondern in Präsenz uns und unsere Arbeit vor Ort vorstellen. Wir freuen uns schon jetzt darauf, Sie dazu persönlich begrüßen zu können. Weitere Details folgen zu gegebener Zeit…
Für all das, genauso aber auch für Ihre eigenen Vorhaben wünsche ich uns allen gutes Gelingen und viel Erfolg und verbleibe
mit zuversichtlichen Grüßen aus dem Haus EKKStein
Ihre Katrin Mohrholz
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